von Andi Beeker
Vorgeschichte
Als ich 1999 das erste mal in Neuseeland war, habe ich schon den Plan geschmiedet wieder zurückzukommen. Damals wollte ich für ein Jahr dort arbeiten, leben und herausfinden, ob es auch ein längerfristes Zuhause sein könnte. Damals war auch noch die Zeit, als ich vom Drachenfliegen nur träumte und meine anderen Sportgeräte relativ leicht zu transportieren bzw. organisieren waren. Im Januar/Februar 2003 war ich dann nochmals dort, kurz bevor der Traum vom Fliegen real wurde.
Und dann kam der Hammersommer 2003; der Sport hatte großen Zulauf und auch ich wagte mich in der Höllenhitze vom Übungshang. Es war so anstrengend, daß ich manchmal an meinem Vorhaben zweifelte und beinahe ins Sackhüpferlager überwechselte. Als ich mich dann endlich zum ersten Höhenflug vorbereitete, war klar - in Zukunft heißt es nur noch: Landeplatz anschauen, Drachen auf die Gondel, in die Gondel einsteigen und nach ca. 20 Minuten und 'ner kurzen Jausen gings ab.
Mitte 2004 hatte ich meine ersten unbeaufsichtigten AusFlüge dann hinter mir und es waren ja auch schon wieder eineinhalb Jahre seit dem letztem Neuseelandurlaub vergangen. Mein Arbeitgeber vermutete, daß mein ursprünglicher Plan für ein Jahr nach Neuseeland zu reisen in die ferne gerückt sei - wie gesagt dachte ER. Nach kurzen Hin- und Her durfte ich dann doch gehen und bekam darüberhinaus auch noch die angesammelten Stunden als finanzielle Urlaubsüberbrückung in die Reisetasche.
Ungefähr drei Monate bevor es dann wirklich weg ging, kam ich auf die Idee meinen Drachen mitzunehmen. Ein Flugkollege aus Neuseeland half mir dabei bei der Reiseplanung und ich hatte seitdem immer eine Neuseelandkarte bei mir, die eine Kombination aus Fluggebietsführer und Adressbuch war.
Allgemeine Infos zu Neuseeland
In Neuseeland gibt es ungefähr 600 Piloten, wobei das Verhältnis HG/GS ungefähr 1:4 ist. Das interessante daran ist, daß ich auf meinen Reisen hauptsächlich Drachenflieger gesehen habe, obwohl ich mich oft auch auf Geländen befand, die für beide Gattungen geeignet waren. Bei ca. 2,5 Mio. Einwohner ist Fliegen in Neuseeland leider wesentlich unpopulärer als bei uns zuhause. Obwohl die meisten Piloten sehr nett und kontaktbereit waren, liegt ein Grund hierfür oft in dem losen Zusammengehörigkeitsgefühl der Piloten und den sehr wenigen Flugschulen. Fluggelände gibt es auf beiden Inseln, wobei auf der Südinsel tendenziell die besseren Fluggebiete vorzufinden sind. Ein weiterer Grund für die wenigen Aktiven liegt in der Infrastruktur. Nur in Queenstown gibt es eine Gondel - die stark frequentiert ist - und darüberhinaus nur von GS verwendet werden, in allen anderen Gebieten muß man sich eine Transportmöglichkeit organisieren.
Hawkes Bay
Hawkes Bay ist die größte Obstanbaufläche Neuseelands. Ähnlich wie in Nelson, gibt es hier überproportional gutes Wetter. Das liegt an den diversen Höhenzügen und Vulkanen im Nordinselzentrum, die als Wetterscheide fungieren.
Die Fluggebiete in der Gegend liegen alle in der Nähe an der Küste und man kann meistens bis zum frühen Nachmittag thermisch und anschließend soarend fliegen. Leider gibt es nur eine Hand voll Piloten in dieser Region, die allerdings immer für einen Flug zu haben sind.
Te Mata Peak
Te Mata Peak ist ein beliebter Spot bei Havelock North. Der Startplatz ist zugleich auch der Aussichtspunkt am Te Mata Peak und somit ist immer für ausreichend viele Zuschauern und letztendlich auch Starthelfern gesorgt. Der Start selbst ist ein Klippenstart und nur bei gleichmäßig anstehender Thermik oder Seebrise zu empfehlen. Es gibt verschiedene Rampen von SE bis NE, außerdem gibt es die Möglichkeit von einem etwas niedrigerem Startplatz aus zu starten, wobei dieser einen kleinen Fußmarsch vorraussetzt.
Die Rampen selbst befinden sich hinter einer Absperrung, sodaß man sich sowieso erst mit den Locals in Kontakt setzen muß. Die Absperrung kann dann aufgeschloßen werden und die Rampe mit zwei Starthelfern (Zuschauer) betretten werden. Als Pilot trägt man hierbei eine höhere Verantwortung als anderswo, da es schon vorgekommen ist, daß einer der Starthelfer abgestürzt ist. Wenn der Wind laminar anliegt, ist es relativ easy zu starten, wenn nicht, ist es eh schon zu spät und man muß versuchen das beste daraus zu machen. Es ist schön öfters passiert, daß selbst erfahrene Pilot postwendend nach dem Start auf der Rückseite des Aussichtspunktes eingeschlagen sind ...
Die Site wird von Shaun Gilbert, dem einzigen Swift-Piloten in NZ, betreut. Er ist immer für einen Flug zu haben und deshalb auch immer auf der Suche nach einem Au-Pair für seine vier Kinder. Als ich bei ihm war, hatte er eine deutsches Mädel und seine AusFlüge waren zahlreich :)
- Transport
- am besten mit den Locals und ein Auto unten am Landeplatz stehen lassen, ansonsten schätze ich für den Rückmarsch über die steile Ridge 1,5h ein
Burma Road
Burma Road liegt an der Bundesstraße zwischen Napier und Wellington und ist ungefähr 20 Minuten von Havelock North entfernt. Der Startplatz liegt am Ende an einer 10 km langen Ridge und eignet sich bei einer Seebrise von 15 kt ideal zum stundenlangen Soaren.
- Transport
- eigenes Auto. Rücktransport: mit viel Glück nimmt ein Farmer dich zurück, ansonsten ist es von der Hauptstraße (Landeplatz) ein ca. 35 minütiger Fußmarsch
Paekakariki
Paekakariki liegt ca. 30 Min. von Wellington entfernt und gehört zu einem der Lieblingsgebiet der Wellingtonians. Zwischen Plimmerton und Paraparaumu erhebt sich die Hügelkette direkt aus dem Meer, sodaß dieses Gebiet selbst bei wenig Wind zu soaren ist. Die lokale Wetterstation kann über 04 239 9159 erreicht werden und es sollte wenn möglich ein W-Wind herrschen.
Der Startplatz ist ca. 200m vom Aussichtspunkt entfernt und wird erreicht, indem man bei der zweiten Einfahrt nach dem Aussichtspunkt sein Auto parkt und dann 1 Min. auf den Grashügel klettert.
- Transport
- Die Strecke zwischen Paekakariki und Lower/Upper Hutt ist sehr beliebt, sodaß man auch noch abends einen Lift zurück zum Auto bekommen kann. Ansonsten lohnt es sich im hiesigen Backpacker unterschlupf zu finden und einen der Gäste als Fahrer anzuheuern :)
Marlborough Sounds
Christchurch
Dune-Soaring in South Brighton
Über den Sommer (Ende Mai - Mitte Oktober) war ich wieder zuhause. In dieser Zeit ließ ich mein Auto bei Tish und Cris und meinen Drachen bei Bill in Christchurch. Als ich Mitte Oktober wieder zurück flog, übernachtete ich ein paar Tage bei Tish und Cris und wurde dann schließlich zu Ihren bekannten Dune-Trainings eingeladen. Die Düne in Christchurch ist lediglich 3-4m hoch und ich konnte nur ca. 70m an ihr entlang soaren. Bei genügend Übung war es allerdings möglich einige Kilometer rauf und runter zu fliegen. Aber auch ohne oben bleiben, ist es eine tolle Handling-Übung und sollte nicht ausgelassen werden.
Allendale
Nach dem die Schulung am Übungshang Cracroft beendet wurde, findet die Höhenschulung für die Drachenflieger aus Christchurch in Allendale statt. Allendale selbst sind ein paar Häuser in der Governors Bay und der Startplatz liegt 400m oberhalb. Der Startplatz liegt direkt neben der Summit Rd, ist aber von dieser nicht sofort zu erkennen. Um zum Landeplatz zu fliegen, empfiehlt es sich frühzeitig vom Hang zu lösen und dann ca. 3km südlich in die Überflutungsbereiche einzulanden. Wer es nicht mehr über die vorgelagerte Hügelkette schafft, kann sich auf eine Landung im abschüssigen Schafsgehege bereit machen und hoffen, daß er nicht im anschließenden Zaun landet ... (ist mir bei meinen Flügen erspart geblieben ...)
- Transport
- Mit dem Auto zum Ausflugsrestaurant "Sign of the Kiwi" fahren, von dort nicht nach Lyttelton, sondern ca. 5km südlich am Bergrücken zum Landeplatz. Zurück kommt man am besten mit den Locals, da es wochentags nicht so viel Verkehr in diese Richtung gibt.
Queenstown
Die Adrenalin-Hochburg von Neuseeland ist natürlich Queenstown. Hier gibt es für jedes Element was:
- Fliegen (Tandem mit Drachen, Gleitschirm, Fallschirm, hinterm Motorboot oder Acroflieger)
- Wildwasser (Jetboot, Boogieboard, Kajak oder Schlauchboot)
- Klettern (Hochseilgarten, Canyoning oder "Trittleisten"-klettern)
- ... und Feuerspucker wird's wahrscheinlich auch geben.
Als wir das erste mal 1999 in Neuseeland waren, haben wir uns aufgrund des Trubels und des guten Wetterberichts gleich dafür entschieden weiter in die Fjorde zu fahren. Leider haben wir ausser Acht gelassen, das ähnlich wie zwischen Italien und Deutschland eine Wetterscheide zwischen beiden Gebieten liegt. Wie auf den Bildern zu sehen ist, kann diese Barriere auch zu eindrucksvollen Föhnwolken führen, sodaß sich mancher Tourist frägt, warum man an so einem wunderbaren Tag nicht zum Tandem-Fliegen gehen kann.
Da sich der Tourismus nicht nur wegen "Herr der Ringe" immer stärker in Queenstown entwickelt, wird auch der Flughafen immer stärker frequentiert. Als Resultat existieren für alle Sites Kontrollzonen-Einschränkungen und sollten bei thermisch interessanten Tagen befolgt werden. Anders als hier zu Lande nimmt man diese Einschränkungen visuell wahr (... und auch gerne in Kauf), wenn man sieht das manches Mittelstrecken-Flugzeug nur mit wenig Gipfelabstand in den Talkessel einschwebt.
Coronet Peak
Zwischen dem Touristenkaff Arrowtown und Queenstown liegt der Coronet Peak. Es ist eins der größten Skigebiete und wir von allen Tandemoperatoren verwendet. Der Aufbauplatz ist riesig und kann direkt mit dem Auto erreicht werden und der Startplatz ist mit Matten und englischem Rasen ausgelegt. Der zugehörige Landeplatz "Flight Park" befindet sich ca. 2km nördlich und befindet sich locker im Gleitwinkelbereich. Neben dem Hauptplatz gibt es einen zweiten etwas geschützteren Startplatz der über die anliegende Strasse von Aufbauplatz erreicht werden kann. Nachmittags schwappt hin und wieder der Föhn von Westen über die Coronet Peak Flanken, so daß es dann unmöglich zu starten ist.
- Transport
- entweder mit dem eigenen Auto zum Startplatz und dann hoffen, daß man mit den Tandemfirmen wieder nach oben kommt, oder (insbesonder am späteren Nachmittag) Drachen hochfahren, das Auto unten am Coronet Peak Turn-Off stehen lassen und wieder nach oben trampen ... hoffentlich hat bis dahin der Wind nicht gedreht. Zwischen Arrowtown und Queenstown herrscht immer reger Fahrzeug-Verkehr, so daß ein Hitch-Hike zum Turn-Off kein Problem darstellt.
Crown Range
Als Alternative zum Coronet Peak gilt die Auffahrt zur Crown Range (Verbindungsstrasse Queenstown/Wanaka). Wenn nachmittags am Coronet Peak das Fliegen wegen Rückenwind nicht mehr möglich ist, dann können hier optimale Soaringbedingungen herschen.
- Transport
- mit dem Auto zum Startplatz und nach der Landung wieder nach oben trampen bzw. 1h gehen
Skyline Gondola
Die Skyline Gondel ist vom Zentrum in 5 Minuten zu erreichen und gehört zu den billigsten Attraktionen der Stadt. Die Bergstation ist in eine große Plattform integriert, von der man einen tollen Ausblick über den Wakatipu-See hat. Anschließend zur Bergstation befindet sich noch ein Bungy-Sprungturm und ein Street-Luge-Parcour der mit einem Bequemlichkeitssessellift erreicht werden kann.
An weniger frequentierten Tagen kann man oberhalb der Bergstation mit dem Gleitschirm starten, ansonsten ist ein 10-15 minütiger Spaziergang fällig. Obwohl es an diesem Spot verhältnismäßig oft geht, sind Streckenflüge Richtung Coronet Peak eher die Ausnahme. Deshalb muß meistens in der Stadt am an der Gondel angrenzenden Fußballplatz gelandet werden. Dieser Landeplatz ist eigentlich für die Tandemoperator reserviert und sollte so schnell wie möglich verlassen werden. Ausserdem sollte man sich bevor man hochfährt infomieren, ob irgendwelche sportliche Events stattfinden, da ein Einlanden bei diesen Bedingungen garantiert den Zorn aller Beteiligten mit sich zieht.
Der Preis für eine Gondolfahrt betrug 2005 18 NZ$ und wenn man plante öfters zu fahren konnte man sich für 50 NZ$ eine Jahreskarte kaufen.
Remarkables
Die Remarkables sind die einzigen Berge in der Nähe, die bei westlichen Winden (d.h. meistens bei Föhn) fliegbar sind. Da sie an den Flughafen angrenzen, liegen sie direkt in der Kontrollzone. Während meiner Reise hatte ich leider nicht das Vergnügen diese Gebiet auszuprobieren - hörte aber jede Menge schockierende Stories über das Föhnfliegen in diesem Bereich.
Um diese Site zu nutzen ist ATC-Freigabe notwendig, d.h. Flughafen anrufen. Selbst die muttersprachler und erfahrenen Piloten nutzten meines Wissen nie diese Möglichkeit. Einzig die Tandemfirma Skytrek läßt sich am Morgen, wenn Coronet Peak noch im Nebel hängt, die Freigabe erteilen. Wer dort fliegen möchte sollte sich vielleicht mit diesen Jungs kurzschließen.
- Transport
- mit den Tandemoperators, wahrscheinlich SkyTrek
Dunedin
von Rudl Bürger
An Bord der MS Sharazan erkunden wir neue Fluggebiete und Tauchspots
Es ist Ende Oktober, die Gleitschirmsaison neigt sich in unseren Breiten dem Endes zu, ich suche nach Zielen um dem tristen Novembergrau und den Herbststürmen zu entfliehen. Der Mittelmeerraum bietet hier einige Ziele, die aber oftmals von ganzen Massen Gleichgesinnter übervölkert sind.
Als begeisterter Taucher sollte es eine Kombination aus Gleitschirmfliegen und Tauchen sein. Es gibt vermutlich nicht sehr viele Plätze auf Mutter Erde, wo die Ausübung beider Sportarten in einem Urlaubsziel möglich sind, abgesehen davon, daß es medizinisch nicht ganz unproblematisch ist, Tauchen und Fliegen zeitlich zu kombinieren. Meine Wahl fiel auf eine einwöchige Tauch-und Gleitschirmsafari entlang der lykischen Küste an Bord der Sharazan.
Die Anreise
Dank der abgeflauten Reiselust deutscher Touristen in diesem Jahr war es problemlos möglich auch kurzfristig eine Flugverbindung in den bayerischen Herbstferien (26.10.-03.11.2002) in die Türkei zu bekommen. Bereits gut 5 Stunden nach Verlassen meiner Haustür am Samerberg (nähe Rosenheim) befand ich mich an Bord der Sharazan im Hafen von Fethiye. Der Flug von Salzburg nach Dalaman dauerte zweieinhalb Stunden, bemerkenswert und für mich besonders erwähnenswert ist, daß es noch Fluggesellschaften gibt, die absolut kostenfrei sogar 2 Sportgeräte transportieren. Jedenfalls zahlte ich bei der türkischen Chartergesellschaft „Pegasus“ nach ein paar höflichen Worten beim „check-in“ für den Gleitschirm und die Tauchausrüstung keinen Cent als Übergepäck.
Das Wetter
Nach dem Verlassen des verregneten und sturmgeschädigten Deutschland, fanden wir im östlichen Mittelmeer eine Wetterperiode mit sehr stabilem Hochdruck, bei Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad und einer Wassertemperatur von ca.23-25°. Eine für diese Jahreszeit ungewöhnliche Windstille in allen Buchten und moderatem laminarem Westwind in der Höhe bescherte uns die gesamte Woche ein ungestörtes Flug-und Wasservergnügen. Eine Wettergarantie für diese Jahreszeit über einen solchen Zeitraum gibt es allerdings auch in diesen Breiten nicht, wie ich es selbst in den vergangenen Jahren erlebt habe (jeweils 1 Regentag und mehr Wind). Es ist dies bereits mein 3.Trip auf der Sharazan, in den vergangenen Jahren war ich allerdings ausschließlich als Taucher an Bord.
Das Land und ihre Kultur
Die Lykische Küste (Türkisküste) besticht durch kristallklares Wasser und meist blauen Himmel. Die felsige Küste vor der Kulisse des mächtigen Taurusgebirges ist durch seine Farbkontraste, dem azurblauen Wasser, den hellen zumeist einsamen Badestränden und das dunkle Grün seiner Wälder weltberühmt. Sie besitzt so viele landschaftliche Schönheiten, antike Kostbarkeiten und Wunder der Natur, wie sie sonst nirgendwo in dieser Fülle auf der Welt vorstellbar sind. Man findet hier überall den kulturellen Nachlass der Lykier, jenes rätselhaften Volkes, das Jahrhunderte vor der Zeitenwende schon in Stadtgemeinschaften lebte. Wir erlebten einen Teil dieser Traumkulisse zwischen Fethiye und Kas. Über die Lykier weiß man heute noch sehr wenig, sie haben kaum schiftliche Zeugnisse hinterlassen.
Bereits Homer erwähnt die Lykier in seiner „Ilias“ als Verbündete der Trojaner. Herodot berichtete, sie seien aus Kreta eingewandert. Ihre Felsgräber geben der Wissenschaft heute noch mehr Rätsel als Erklärungen auf. Sie hatten merkwürdige Vorstellungen vom Tod: ihre Toten wurden nicht in der Erde vergraben sondern immer an erhöhten Punkten, entweder in Felskammern der Akropolis-Hügel, in tempelartigen Gräbern hoch oben in meist nur schwer zugänglichen Felswänden oder Pfeilergräbern. Überall an der Küste trifft man auf diese Gräber, in denen man Beispiele kultureller Einflüsse aus vielen Epochen bis ins 4.Jh.v.Chr. (damals griechischer Einfluß) fand.
Das Schiff
Die MS Sharazan ist 30m lang, verfügt über alle modernen Navigationshilfen und Sicherungseinrichtungen. Sie wurde 1995 komplett neu von Axel Linke als 2-Mast Motorsegler konzipiert und gebaut. Mit seinen Kompressoren und 12 bzw 15 Liter Tauchflaschen genügt es den modernsten Anforderungen des Tauchsports.
Neben einer 5-köpfigen Besatzung kann das Schiff bis zu 12 Gäste beherbergen. Alle 6 Doppelkabinen sind im Unterdeck mit Doppelbett, einem separaten Bad mit WC, Dusche (heiß und kalt), Klimaanlage und Stromanschluß (220V) sehr komfortabel ausgestattet. Neben einer kompletten Küche nebst Spül-und Waschmaschine gibt es an Bord zwei großzügige Sonnendecks, einen Salon mit allen modernen Kommunikationsmitteln wie Fernsehen, Telefon und Internetanschluß. Für ausreichende Erholung zwischen den Tauchgängen bzw. Flügen, sowie der Beschäftigung von nichtfliegenden oder nichttauchenden Gästen ist gesorgt.
Das Fluggebiet
Viele Gleitschirmpiloten verbinden mit „Fliegen in der Türkei“ ausschließlich den Massenanziehungspunkt Ölüdeniz und Baba Dag. Daß es daneben sehr viele , auch völlig unberührte Fluggebiete in diesem Land gibt, ist vielen Piloten unbekannt. Südlich vom Baba Dag, sowie im Landesinneren gibt es unzähliche Flugberge, die man dank der Erkundung des Kaptäns der Sharazan befliegen kann.
Axel Linke, der Kapitän und Eigner der Sharazan, gilt als Flugpionier an der lykischen Küste. Er beflog bereits Ende der achziger Jahre die Bergrücken der Küstenregion und war auch an der Entwicklung des Fluggebietes am Baba Dag nicht ganz unbeteiligt, dessen Startplatz er damals noch zu Fuß, mit der Motorcrossmaschine oder auf dem Eselsrücken erreichte. Er und die Teilnehmer seiner Safari sind heute überall gern gesehene Gäste in den Fluggebieten. In den vergangenen Jahren bemühte er sich, viele dieser Berge startfähig zu machen, d.h. er organisierte Zufahrten und befreite mögliche Startplätze von großen Steinen und Gestrüpp. Viele Landeplätze an einsamen Stränden sind nur über das Meer per Schiff erreichbar, d.h. daß auch in Zukunft wegen ihrer eingeschränkten Erreichbarkeit hier nicht mit einem Massenansturm der Piloten gerechnet werden muß.
Die Safaris werden immer von einem Kleinbus begleitet, mit dem die Piloten an die Startplätze befördert werden, die Landung erfolgt meist in unmittelbarer Nähe des Schiffes. Die Anforderungen an den Piloten sind: der unbeschränkte Luftfahrerschein, sichere Start- und Landetechnik, sowie die Beherrschung von Startkwindstarts und Thermikerfahrung.
Das Tauchrevier
Auch wenn das Mittelmeer nicht mehr den Ruf eines spektakulären Tauchrevieres besitzt, finden Taucher an der lykischen Küste sehr viele wunderbare Tauchspots, besonders im Golf von Fethiye und vor der Küste von Kas.
Viele interessante Felsformationen in jeder Tiefe und Lichteinfälle, wie man sie sonst kaum findet, faszinieren auch Taucher, die schon auf allen Weltmeeren unterwegs waren. Durch die Strömungsarmut können ohne große Gefahr viele Höhlen und Grotten, Felsspalten und enge Durchgänge durchtaucht werden.
Einzigartig auf der Welt sind die vielen antiken Zeugnisse auch unterwasser. Erst im vergangenen Jahr hat die türkische Regierung viele der bis dahin gesperrten Gebiete an der lykischen Küste zum Tauchen freigegben. Es bietet sich also die höchstinteressante Möglichkeit mit dem türkischen Tauchguide an Bord der Sharazan neue Tauchspots zu entdecken. Außerhalb der Tauchzentren von Fethiye und Kas taucht man außerhalb der Radien der Tagestauchkreuzfahrten und ist völlig allein in den meisten Gebieten.Viele dieser neuen Tauchspots sind dem Kapitän der Sharazan bekannt.
Aber Achtung: wer gegen das absolute Verbot verstößt, irgendwelche Fundstücke an die Wasseroberfläche zu befördern, muß, und dies mit Recht, mit der gnadenlosen Bestrafung seitens der türkischen Behörden rechnen. Einige Fälle in der jüngsten Vergangenheit haben schon bewiesen, daß auch die deutsche Regierung nicht gewillt ist, bei solchen Verstößen die sehr ungemütlichen Gefängniszellen in der Türkei mit denen in Deutschland einzutauschen.
Der Wochenverlauf
Samstag
Frühmorgens erfolgt die Anreise von Salzburg nach Dalaman mit Transfer durch Magasport nach Fethiye. Nach der Überprüfung der Tauchunterlagen und Beziehen der Schiffskabinen bringt uns der Bus zum unvermeidbaren Rummelplatz der hiesigen Gleitschirmszene, dem Strand von Ölüdiniz. Mit seiner blauen Lagune gilt er als einer der schönsten Sandstrände in der Türkei, ist allerdings bis in den Herbst sehr stark frequentiert. Anschließend erfolgt die Auffahrt zum Baba Dag, um mitgereisten Nichtfliegern einen Tandemflug mit nahezu 2000 Höhenmetern zu ermöglichen.
In der Vorwoche endeten die „3rd international Ölüdiniz Air Games“ mit bis zu 700 Piloten am Baba Dag. Auch jetzt noch war das Fluggebiet stark frequentiert und die Erben und Imitatoren von „Mike Küng &friends“ stallten und spiraltem an mir vorbei, sodaß ich respektvoll meine Flugroute um den „Luftkampfraum“ herum legte. Ich sehnte mich nach ruhigeren Fluggebieten für die kommenden Tage. Nach einem ausgiebigen Landgang mit möglichem Besuch im Hamam (osmanischer Sauna mit Massage) verbrachten wir die Nacht im Hafen von Fethiye an Bord der Sharazan.
Sonntag
Nach frühzeitigem Auslaufen und einem Checktauchgang im Golf von Fethiye, steuerte der Kaptän zu den traumhaften Inseln in den Nationalpark des Goecek-Golfes. Bei laminarem West bis Südwestwind ist hier stundenlanges Küstensoaring im 3km langen und 400m hohen Felskessel über dem ehemaligen Fischerdorf und jetzigem Nobelhafen Goecek möglich. Der Überlieferung nach ist Goecek die Geburtsstätte des Ikarus, ein Bezug zu unserem Flugsport ist also hergestellt.
Die Tauchgründe in der Goecekbucht sind nach wie vor für den normalen Taucher gesperrt. Lediglich Prinz Charles nebst Bodygards ist es hier einmal jährlich vorbehalten am Wrack einer Galeere aus dem 17.Jahrhundert nach Schätzen zu tauchen, vielleicht muß er ja die marode königliche Kriegskasse Englands auffüllen. Allerdings auch dies passiert unter den Arcusaugen der türkischen Küstenwache.
Am Abend treffen wir auf einen weiteren geschichtsträchtigen Ort: auf die Insel St.Nikolaus. Daß der Namenspatron dieser Insel am 6.Dezember gestorben ist, weiß in der christlichen Welt jedes Kind, daß er aber in der heutigen Türkei gelebt hat, wissen wahrscheinlich nur die wenigsten. Er wurde in Patara geboren, hatte seinen Bischofssitz in Myra, dem heutigen Demre und wurde aufgrund seiner Freundlichkeit und Kinderliebe zum beliebtesten Heiligen in Europa und Schutzpatron Russlands, tausende von Kirchen wurden ihm geweiht. Er starb 345, sein Grab in Myra wurde 1087 geplündert,der Sarkophag zerstört und seine Gebeine nach Bari verschleppt, seither wird sein Todestag in der gesamten christlichen Welt am 6.Dez. begangen. Übernachtung in der Bucht von St. Nikolaus im Blickfeld von gut erhaltenen archologischen Sehenswürdigkeiten.
Montag
Bereits nach dem Früstück setzen wir mit dem Beiboot über an den Strand von Ölüdiniz und fahren mit dem Kleinbus von Megasport durch das Landesinnere auf den Karaagac. Die Fahrt führt uns durch eine traumhafte Landschaft entlang des lykischen Wanderweges durch Tabakfelder, fruchtbares Ackerland und viele Bienenschleudern bis zum Startplatz in 950m Höhe. Von diesem Startplatz südlich des Baba Dag-massivs sehen wir bereits in einer menschenleeren Traumbucht die Sharazan vor Anker, die Taucher betauchen dort ein Riff und einen fast 100m langen Höhlendurchgang. Der Startplatz ist frisch von stacheligem Bewuchs befreit, bietet Platz zum Auslegen von 2-3 Schirmen, ist aber sehr flach.
Nach dem Start fliege ich zusammen mit Stefan, dem Koch der Sharazan, durch ein tief eingeschnittenes Tal Richtung Meer, Schmetterlinge aus dem nahegelegenen „butterflyvalley“ zeigen die Thermik an, und sogar Bussarde markieren den ein oder anderen Thermikbart. In ca. 500m Höhe halten wir uns unmittelbar über dem „paradise-beach“ an einer vorgelagerten Hangkante im laminaren Wind, genießen die Traumaussicht, um dann anschließend nach der Landung in der von Land unzugänglichen Bucht mit den übrigen Bordgästen im tiefblauen Wasser zu baden.
Nach einem abendlichen Tauchgang mit vielen antiken Amphoren laufen wir mit der Sharazan in den Hafen von Kalkan ein. Eine Ortsbesichtigung des kleinen Fischerdorfs inmitten einer malerischen Bucht mit anschließendem Discobesuch im Hafen bis 03:00 Uhr morgens runden den Tag ab.
Dienstag
Bereits nach dem Frühstück brechen wir auf zum Keveret (923m). Auf einer gut ausgebauten Straße erreichen wir den Startplatz neben der Antenne südöstlich von Kalkan. In Sichtweite der Küste starten wir bald in die ca.12:00 Uhr einsetzende Thermik. Zusammen mit mir drehen im gleichen Bart unser Kapitän Axel und der Schiffskoch Stefan. Nach ca. einer Stunde steuern wir zum Hafen in Kalkan und bereiten uns auf die Landung direkt neben der Kaimauer des kleinen Yachthafens vor. Der örtliche Polizist überwacht die Parkdisziplin der Hafenbenutzer, handelt es sich bei unserem Landeplatz schließlich um einen Hubschrauberlandeplatz, der von parkenden Autos freigehalten werden muß, sehr praktisch. Bis in die Höhe macht sich der türkische Wahlkampf bemerkbar (am Tag nach unserer Abreise war Parlamentswahl in der Türkei): Busse mit überdimensionierten Lautsprechern durchfahren den Ort, im Ortsmittelpunkt spricht ein Politiker vor vielen Menschen, niemand hört ihm zu, alle winken uns in der Luft zu mit ihren nicht zu übersehenden roten Türkeifähnchen zu. Gleitschirme bekommen sie hier nur zu Gesicht wenn Axel mit den Gästen der Sharazan hier fliegt.
Der Landanflug zwischen dem Minaret der Moschee und den Masten der Yachten im Hafen ist für Benutzer ausreichend großer bayrischer Landewiesen etwas gewöhnungsbedürftig und verursacht im ersten Moment ein etwas flaues Gefühl im Magen, aber nach der erfolgreichen Landung unmittelbar am Schiff ist dies wieder vergessen.
Später starten wir mit der Sharazan südwärts Richtung Kas entlang der griechischen Insel Meis. Die griechischen Hoheitsgewässer reichen hier bis nahe an die türkische Küste. Dies Gebiet war in jüngerer Vergangenheit neben den Konflikten auf Zypern hochbrisanter Zündstoff zwischen den beiden Natopartnern Griechenland und Türkei. Am späten Nachmitteg erreichen wir die vorgelagerten Inseln von Kas und nach dem Betauchen des Panoramariffs entern wir den Hafen von Kas.
Es ist heute in der Türkei „der Tag der Republik“, ihr Nationalfeiertag. Überall im Hafen herrscht buntes Treiben, es wird gegessen, getrunken und getanzt bis spät in die Nacht.
Mittwoch
Der heutige Tag ist dem Tauchen vorbehalten. Ein Wrack in 30m Tiefe wurde erkundet und bei einem abendlichen Dämmerungs-und Nachttauchgang beobachteten wir die Nachtaktivität einiger Unterwasserbewohner. Im Schein unserer Unterwasserleuchten tauchten sehr viele sonst weniger anzutreffende Meeresbewohner auf. Die Oktopusse verließen ihre Höhlen, Sepia und Pfeilhechte kreuzten unsere Wege. Die Nacht ankerten wir in einer Bucht nahe Kas.
Donnerstag
Vor der Auffahrt auf den Gökceören, dem Hausberg der Gleitschirmflieger in Kas, lerne ich Arif Kemal Buhara kennen. Er ist der Sieger des diesjährigen Akrowettbewerbs in Ölüdiniz. Zusammen mit Arslan Öztürkmen betreibt er in Kas das „sky sports paragliding center“.
Die beiden ehemaligen Fallschirmspringer, die erst seit 4 Jahren Gleitschirm fliegen, bieten hier nahezu ganzjährig Tandemflüge an und begleiten interessierte Piloten in benachbarte Fluggebiete. Einige Streckenflüge Richtung Kalkan, Ölüdiniz oder nach Osten ins Landesinnere haben sie bereits durchgeführt, und in der Tat, der Gipfel des Asaz unmittelbar oberhalb von Kas bietet fast ganzjährig ein interessantes Streckenflugpotenzial. In naher Zukunft plant Axel Linke eine Erweiterung seiner Gleitschirmsafari ins Landesinnere. In Zusammenarbeit mit Arif und Arzlan von Sky Sports erkundet er bereits weitere Fluggebiete in näherer Umgebung. Bis jetzt sind hier beflogen: der Duman (1957m) und Boskaja (2800m), ihre Befliegung durch Safariteilnehmer wird ab dem kommenden Jahr vorbereitet.
In Kas gibt es bereits eine „Gleitschirmszene“, neben den Skysportspiloten treffen wir einige deutsche Piloten, die bei ihrer Internetsuche nach möglichen Fluggebieten hier in Kas fündig wurden.
Nach dem Start Richtung West auf ca.1000m über dem Meer heben uns für diese Jahreszeit doch eher überraschende 5-6m Bärte bis in knapp 1500m Höhe. Ein grandioser Ausblick über die lykische Küste bis zur Insel Rhodos ist der Dank. Weiträumig läßt sich bei sehr moderaten Sinkwerten die Inselwelt erkunden. Vorsicht ist aber auch hier aufgrund von Luftraumverletzungen gegenüber Griechenland geboten. Axel hatte bereits in der Vergangenheit peinliche Anhörungen mit Strafandrohungen im Wiederholungsfall zu erdulden.
Höhenbetankung an der Felsklippe am unmittelbaren Ortsrand von Kas mit Einblicken in die antiken Felshöhlen oberhalb der Stadt ermöglichten ein nahezu unbegrenztes Fliegen, gelandet wird wieder im Hafen direkt an der Sharazan. Auch Kas war einmal ein griechischer Fischereihafen, hat sich mittlerweile mit seinen engen Gassen, zahllosen Kneipen und Cafe`s zu einem kleinen malerischen Urlaubsort entwickelt.
Freitag
Den Abschluß unserer einwöchigen Safari bildete ein Besuch der Geisterstadt Kaya, 8km südlich von Fethyie, sowie ein Trip zur eindrucksvollen und wildromantischen Schlucht Saklikent. Diese zieht sich 10km südlich von Tlos fast 30 km in das Gebirge hinein, man kann entlang von haushohen, glattpolierten Felswänden im milchig weißen Gebirgswasser ein weites Stück hineinwandern und -klettern.
Die Geisterstadt Kyra wirkt heute wie die Kulisse eines Gruselfilms. In der Stadt,die auf den Resten des antiken Carmylesus steht, wohnten einst 3500 Griechen. Diese wurden im Rahmen des Freiheitskampfes von Kemal Atatürk 1923 vertrieben und verließen die Stadt Hals über Kopf, um wenigstens ihr Leben zu retten. Sie wurde von den Türken geplündert und nie wieder besiedelt.
Die lykische Küste bietet dem interessierten Piloten eine Fülle von herrlichen Eindrücken. Viele Naturschönheiten sind nur vom Meer zugänglich. Fehlende Infrstruktur läßt auch für die Zukunft hoffen,daß sich hier kein Massentourismus aufbaut. Die dem Fremden gegenüber überaus freundliche Bevölkerung gewährt dem Individualpiloten jegliche Unterstützung. Die Türken stehen in diesem Teil des Landes dem Fliegen sehr positiv gegenüber.
Für weitere Informationen stehen zur Verfügung: www.sharazan.com www.skysports-turkey.com
Rudl Bürger
Tauchen und Fliegen
Es ist wohl jedem einleuchtend, daß die Kombination dieser beiden Sportarten Probleme bereitet, daß dem Körper große Belastungen zugefügt werden und daß es beim Überschreiten gewisser Grenzen lebensgefährlich werden kann. Hinweise hierzu vom Verbandsarzt des DHV, Dr. Eckhart Schröter.